Früher war es mir schlicht nicht möglich, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Lange Distanzen, teilweise gar keine Radwege gestalteten es sehr schwer. Heute ist es mir ein Pläsier und gelingt immer öfter. Ich liebe es mit dem Fahrrad zur Praxis zu fahren.
Ich halte mich regelmäßig in Waldkirch in meiner Praxis auf. Dort befinden sich mein Büro und mein Beratungsraum. Dort kann ich meine verschiedenen Arbeitsschwerpunkte gut verbinden und kann räumliche Nähe zu meinen Mitarbeitenden herstellen. Immer schaffe ich es nicht, aber oft radle ich von Freiburg nach Waldkirch und zurück. Das sind etwa 15 Kilometer. Nicht die Welt, aber je nach Rad und Laune braucht es zwischen 25 und 40 Minuten.
Besondere Momente genießen
Morgens nehme ich den Radweg nach Waldkirch, der einige Zeit lang parallel zur mehrspurigen Landstraße verläuft. Wenn ich die richtige Uhrzeit treffe, kann ich einen eindrücklichen Moment erleben. Über dem Glottertal steigt die Sonne hinter dem Waldkircher Hausberg, dem Kandel, empor. Manchmal habe ich besonderes Glück. Die Sonne versteckt sich noch hinter einer Kuppe, färbt aber schon erste Wolken rosig vor blauem Himmel, während nur der Gipfel des Kandels noch von Wolken umhangen ist.
Die Dauer spielt meines Erachtens beim Pendeln schon eine Rolle. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit ein S-Pedelec zugelegt. So komme ich etwa 15 min eher ans Ziel. Und die Beschleunigung erst. Die ist richtig geil. In Verbindung mit dem Gewicht und der Statik des Rads besonders für das Fahrerleben. In Verbindung mit einem vollen Kopf vor allem auch für die Laune. Wenn ich aus einem strengen Tag komme und auf dieses Fahrrad steige, dann gewinne ich schnell Abstand. Beschleunigt sozusagen.
Sensorischer Input und Bewegung
Tatsächlich spielen Zeit und mentale Gesundheit auch eine Rolle in dieser qualitativen Studie, die das Radfahren anhand von 24 qualitativen Interviews mit E-Bike-Pendlern in Neuseeland untersucht hat. Die Forscher heben insbesondere vier Punkte hervor, weshalb Pendeln mit dem E-Bike einen positiven Einfluss auf die physische und mentale Gesundheit hat.
Das sind der sensorische Input während des Radelns und die Zeit, die man draußen verbringt. Körperliche Bewegung und sensorischer Input reduzieren zum Bespiel Grübeln, also unser Gedankenkarussell. Weiter ist das die regelmäßige moderate Bewegung. Zwar sind E-Biker weniger beansprucht als mit einem normalen Fahrrad, jedoch kann diese Fortbewegung zu den aeroben Aktivitäten gerechnet werden.
Als aerob bezeichnet man Aktivitäten, die etwa so anspruchsvoll sind, dass man sich nebenher unterhalten kann. Kleine Orientierungshilfe: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt 150 bis 300 Minuten aerobe Aktivität unterschiedlicher Intensität für Erwachsene pro Woche.
Verlässlichkeit und soziale Interaktion
Außerdem weist die Studie noch auf die hohe Verlässlichkeit hin, was die Pendeldauer angeht. So „glättet“ das E-Bike kritische Faktoren wie Müdigkeit oder Gegenwind und im Vergleich zum Auto oder den Öffentlichen Verkehrsmitteln ist man unabhängiger. Dazu kommt dann noch die soziale Interaktion, die Fahrradfahren ermöglicht, wenn man gemeinsam fährt oder unterwegs spontan anhält, um mit Bekannten zu sprechen.
Wussten Sie übrigens, dass in der Gegenüberstellung mit einem Auto, nach rund 150 bis 300 E-Bike-Kilometer, die Treibhausgasemissionen der Akku-Herstellung ausgeglichen sind?
Einfach den Kopf durchpusten lassen
Insgesamt finde ich Fahrradfahren super. Auch das Fahren mit E-Bike respektive S-Pedelec. Aber egal ob mit dem normalen Fahrrad oder motorisiert. Ich liebe es mit dem Fahrrad zur Praxis zu fahren. Ich bin an der frischen Luft, genieße die Möglichkeit mir den Kopf durchpusten zu lassen, den gleichmäßigen Trott der Pedale zu finden, derweil kleine Radwegunterschiede „wegzuschalten“ und die Landschaft vorbei gleiten zu lassen.
Und wie erleben Sie Ihren Arbeitsweg?
Bleiben Sie bewegt
Ihr Felix Pritschow