Was ich aus einem Schwertkampf gelernt habe

Was ich aus einem Schwertkampf gelernt habe
Felix Pritschow

Felix Pritschow

Schnelllebig ist ein Attribut, mit dem sich unsere heutige Zeit beschreiben lässt. Smartphone, Push-Nachrichten, E-Mails und vieles mehr sorgt dafür, dass wir gefühlt gar nicht mehr hinterherkommen. Doch besonders schnelllebig war das Mittelalter. Was ich aus einem Schwertkampf gelernt habe und was das für meinen beruflichen Alltag bedeutet, lesen Sie hier.

Auf einer Weiterbildung konnte ich vor einigen Jahren einen Workshop zu historischem Schwertkampf erleben. Das war so. Wir stellen uns in zwei Reihen gegenüber auf. Jeder Teilnehmende hat ein Gegenüber. Jeder ist mit Schwert aus Bambus ausgerüstet, was die Verletzungsgefahr deutlich abmildert. Nun sollen wir verschiedene Schläge abwechselnd ausführen und parieren. Zum Beispiel, nach links oben schlagen und dann rechts oben parieren.

Schlagrhythmen führen zu einer Choreografie

Das Gegenüber führt das asynchron durch, in einer Art Choreografie bewegen wir uns miteinander. Die Schlagvarianten werden Stück für Stück erweitert, sodass einige Übungsrunden weiter mit rechts oben und unten sowie links oben und unten vier Schlagvariationen zur Verfügung stehen. 

Wiederum einige Runden später wird aus der besprochenen Choreografie ein freies Improvisieren – jeder der beiden Schlagtauschenden kann nun die Schlagrichtung selbst variieren. Das bedeutete eine große Veränderung. Denn müssen wir mit Variationen seitens des Gegenübers rechnen und möchten gleichzeitig selbst einen Treffer landen. Dieser Schlagabtausch ist, bei allem Üben und dem Trainingscharakter mit Bambusschwertern, ein Wettkampf: Wer trifft wen zuerst? 

"Dich treff ich gleich"

Nun kann es vorkommen, dass ich schon in dem Moment, während ich einen Schlag blocke, nach vorne denkt á la „ich erwische dich gleich links unten“. Meistens ist die unmittelbare Folge dieses Gedankens, dass ich den nächsten Schlag des Gegners nicht pariere und selbst getroffen bin. Ich bin nicht im Rhythmus und unaufmerksam. 

Die Aufmerksamkeit soll dem Moment gelten, das unterstreicht der Schwertkämpfer. Er erklärt uns, dass es im historischen Schwertkampf unabdingbar sei, in genau dem Moment zu sein, der gerade passiere. Treffer von Stahlschwertern haben eine andere Wirkung als die von Bambusschwertern. So viel zur besonderen Schnelllebigkeit vergangener Zeiten.

Unsere heutige Zeit würden wir wohl ebenfalls mit dem Wort schnelllebig beschreiben, aber mit einer ganz anderen Bedeutung. Was früher überlebenswichtig war, haben wir heute in großen Teilen verlernt. Smartphone, push-Nachrichten, leuchtende Reklame, zwischen vielen Aufgaben hin- und herspringen – das lenkt vom Moment ab. Die Gedanken sind dort, der Körper hier. 

Was ich aus einem Schwertkampf gelernt habe

Solche Momente bemerke ich auch im Coaching. Zum einen habe ich selbst den Anspruch an mich, dass ich hier in diesem Moment bei meinem Gegenüber sein kann und habe Strategien überlegt, wie mir das gelingt. Zum anderen versuche ich für meine Klienten Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen es leichter fällt hier im Moment und bei sich zu sein.

Das gelingt gut mit Atemübungen, die ich bei Übergängen oder vor Methoden anbiete. Oder mit Timeboxing. Das finde ich ein super Instrument, um Zeit für eine ganz spezifische Aufgabe zu reservieren. Ich persönlich habe den Eindruck, dass ich mich völlig auf eine Aufgabe einlassen kann, wenn ich vorher meinen Timer gestellt habe. 

Atemübungen, Timeboxing, Ablenkung abschalten

Ähnliches erzählt auch Prof. Volker Busch, wenn er über Kopf-frei-Slots spricht. Also Slots, in denen wir keine Ablenkung von außen zulassen, das Handy auf stumm schalten, das E-Mail-Programm zu und uns nur mit einer Sache auseinandersetzen. Mir hilft das sehr, wenn ich unter der Woche Zeitscheiben vergebe, die nur für eine Aufgabe reserviert sind und Zeitscheiben, die eben für E-Mails und andere weniger Fokusaufgaben da sind.

Insofern erkämpfen Sie sich Zeiten, in denen Sie fokussiert sein können!

Gutes Gelingen wünscht 

Felix Pritschow

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